Alexander am 24.3.2020

Virtual Reality und deren Einsatzmöglichkeiten: Der virtuelle Blick in die Zukunft


Es ist kein Geheimnis, dass der stationäre Handel in Zeiten des boomenden E-Commerce, Same-Day Delivery und Rabattschlachten um die Gunst des Käufers zu kämpfen hat. Und gerade in Zeiten wie diesen bestellen die Kunden dann doch lieber von zu Hause aus. So stehen Händler vor der Herausforderung, das Einkaufserlebnis für all diejenigen, die den Weg beispielsweise ins lokale Möbelhaus auf sich nehmen, möglichst effizient und vor allem unterhaltsam zu gestalten. Gerade im Möbelsegment hat sich dank immersiver Technologien, zu denen auch Virtual Reality zählt, schon viel getan. IKEA etwa nimmt Besucher mit auf eine Tour durch ein virtuelles Wohnzimmer. Via VR-Headset und einer immersiven VR-Anwendung gestaltet und konfiguriert der Interessent dort sein Wunsch-Wohnzimmer – von der Wandfarbe über das Regal und dem passenden Sofa-Bezug bin hin zur Lichtstimmung.

Räumliche Grenzen überwinden

Was zunächst nach einer netten Spielerei zur Unterhaltung des Kunden klingt, ist dem Händler von großem Nutzen. So muss IKEA im Möbelhaus nicht jede Couch in zig Farben und Varianten ausstellen, um den Kunden davon zu überzeugen, dass das kleine graue Sofa besser in sein rot-gestrichenes WG-Zimmer passt als das große blaue. Das wiederrum spart Kosten für Personal und Logistik. Ein ähnliches Szenario findet man im Autohandel: Das heutige Autohaus mit seiner begrenzten Auswahl an Ausstellungsfläche und damit an Marken und Modellen lässt sich durch VR-Anwendungen ergänzen und erweitern, um so potenziellen Kunden das gesamte Produktportfolio sowie personalisierte Konfigurationen anbieten zu können – je nach Vorlieben der Verbraucher. 

Auch im Bereich Kultur- und Stadtmarketing werden informative Inhalte sowie umfangreiche und komplexe Welten wirkungsvoll auf kleinstem Raum inszeniert und erlebbar gemacht. Ein Beispiel hierfür ist das Discovery Dock im Hamburger Hafen. In der immersiven interaktiven Dauerausstellung können Gäste beispielsweise als Kranführer Container virtuell verladen oder im ‚Dock Elbe 17‘ stehen und einem Containerschiff bei der Wartung hautnah zusehen. Natürlich rein virtuell, sonst wäre dies nicht möglich.

Immense Kostenersparnis durch immersive Technologien

Virtual Reality bietet neuartige Marken- und Produkterlebnisse. Geschichten können erzählt und Welten visualisiert werden – und dies scheinbar ohne räumliche Grenzen. Davon profitieren nicht nur solche Branchen, die ein ‚Platzproblem‘ haben. Große Industriebereiche wie die Automobil-Industrie, Luft- und Raumfahrt, Bau- und Immobiliengewerbe, aber auch im Bereich Entertainment sowie in der Medizin und Gesundheit setzen Unternehmen auf immersive Technologie, um Prozesse zu optimieren und sie effizienter zu gestalten. Oder um ein etwaiges Risiko zu minimieren, ein Produkt zu verbessern oder die Qualität zu steigern. Der Hauptvorteil von Virtual Reality ist allerdings die Kostenreduktion – und zwar branchenübergreifend. Seien es Entwicklungs-, Reise-, oder Planungskosten: Insbesondere alles, was logistisch Budgets aufbraucht oder nur für Präsentations- und Vorführ-Zwecke erstellt werden müsste, können Unternehmen in Zukunft einsparen. So muss etwa der Wohnwagen, der zur CMT-Messe in Stuttgart ausgestellt werden soll, gar nicht erst gebaut oder verschifft werden, um gezeigt und verkauft werden zu können.

Virtuelle Vorschau in Produktionsabläufe und Bauprojekte

Immer dann, wenn es darum geht, Prozesse und Szenarien zu simulieren, ermöglichen immersive Technologien einen Blick in die Zukunft. Mit Hilfe der virtuellen Welt werden vollständige Produktionsanlagen und -prozesse getestet, ohne in die bestehende Produktion einzugreifen. So nutzte beispielsweise der Automobilhersteller BMW die VR-Technik dafür, den Produktionsanlauf der neuen 3er-Reihe zu planen – und zwar bevor das Band überhaupt anrollte.

In der Architektur und Baugewerbe bieten immersive Technologien eine ‚Sneak Preview‘ in eine Immobilie, obwohl sie bis dato nur auf dem Reißbrett existiert. Investoren, Bauherren, Bauleiter oder Architekten können so ein komplexes Bauprojekt von Anfang an betreten und bewerten. Dadurch lassen sich nicht nur Abstimmungsprozesse immens vereinfachen, sondern auch etwaige Gefahren in punkto Arbeitssicherheit besser erkennen. Was für einzelne Immobilien funktioniert, gilt auch für ganze Städte: Fracture Reality - eine britische Agentur für Mixed Reality-Lösungen - entwickelt derzeit in Zusammenarbeit mit der singapurischen Regierung eine Echtzeit-Städteplanungsplattform für den Insel- und Stadtstaat. Hierbei wird mittels VR-Technologie versucht, die Herausforderungen im Zusammenhang mit dicht besiedelten Bevölkerungsgruppen auf kleinen Landmassen zu lösen. Um beispielsweise Engpässe im Stadtplanungsprozess zu beseitigen, reduziert sich der Prozess von Monaten auf Stunden.

Verbesserte Sicherheit und Routine dank virtuellem Training

VR-basierte Trainingsprogramme reduzieren für Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrt, dem Personenverkehr, dem Baugewerbe sowie aus Medizin und Gesundheit die so wichtigen wie notwendigen Schulungszeiten massiv und verbessern gleichzeitig die Mitarbeiterleistung signifikant. Denn gefährliche oder komplexen Szenarien, wie beispielsweise die Arbeit in unterirdischen Baustellen, die Ausbildung von Piloten oder Schulungen zur Durchführung medizinischer Eingriffe lassen sich mit VR ressourcenschonend und umweltfreundlich trainieren. Wenn es etwa darum geht, die Operation einer Knochenfraktur zu trainieren, ist die VR-Technologie quasi alternativlos. Alles, was ein angehender Chirurg dafür braucht, ist die entsprechende Software, ein Headset in der Größe einer Skibrille und eine Bewegungssteuerung für jede Hand. Dank Virtual Reality lassen sich Welten, Szenarien und Abläufe virtuell visualisieren, trainieren und simulieren. In Kombination mit Eye-Tracking, Videoanalyse und Simulation der Mensch- Maschine-Interaktionen im Virtual Reality-Raum scheinen die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. 

Es bleibt spannend.