Jan am 2.11.2020

Warum die VR Brille Oculus Quest 2 das Ende für den VR Hype bedeutet


Facebook ist mit dem Launch der Oculus Quest 2 in eine neue Ära der VR Geschichte gestartet. Grund genug, sich die VR Brille ein wenig näher anzuschauen. Doch um den Unterschied zu allem bisher dagewesenen noch deutlicher zu machen, reisen wir kurz in das Jahr 2016 zu meiner ersten VR Erfahrung...

Es ist 2016...

… und die HTC Vive ist gerade erschienen. Ich kaufe mir einen neuen Gaming PC mit leistungsstarker Geforce Gtx 960 Grafikkarte, dem schnellsten Prozessor und ordentlich Arbeitsspeicher für an die 2000€. Dazu kommt der stolze Preis der Virtual Reality Brille von ca. 800€. Da die beiden Lighthouse Tracker oberhalb des Spielbereichs angebracht werden müssen und ich sie aus ästhetischen Gründen nicht permanent in meiner Mietwohnung hängen haben möchte, bestelle ich im Internet noch zwei Stative für 100€ dazu. Da ich zum Spielen viel Platz benötige (insbesondere wegen der Stative und dem Kabelsalat) räume ich die Möbel beiseite, um genug Platz zu schaffen. Da das aufwändige Setup nach dem Spielen äußerst ungemütlich ist, baue ich alles wieder ab und wieder auf und wieder ab... Die Qualität des VR Erlebnisses ist schon sehr gut und ich bin zum ersten Mal von VR Spielen wirklich begeistert. Aber der Zeitaufwand des Auf- und Abbauens, der benötigte Platz und die 3000€ Kosten für ein funktionsfähiges Setup lassen die Brille von einem Consumer-Device zu einer teuren Spielerei für Geeks werden.

01 vive pro setup

Setup Vive Pro || Source: Vive.com

Zurück im Jahr 2020
02 oculus quest 2

Oculus Quest 2 - Source: Oculus Quest 2

Die Oculus Quest 2 kommt mit einem Preis von 299$ auf den Markt. Es ist ein All-in-one Virtual Reality Headset - ich brauche also keinen externen PC und kein lästiges Kabel, das mich in meiner Bewegungsfreiheit einschränkt. Das Gerät verfügt über leichte Controller mit denen ich präzise interagieren kann, unterstützt zusätzlich aber auch ausgezeichnetes Hand Tracking für natürliche Interaktionen. Das Display ist im Vergleich zu anderen VR Brillen extrem scharf. Die kleinen Lücken zwischen den Pixeln fallen nur bei sehr genauem Hinsehen auf. Zusätzlich soll es nächstes Jahr möglich sein, Augmented Reality bzw. Mixed Reality Apps für die Quest zu entwickeln. Zusammengefasst bekomme ich nur vier Jahre nach der ersten HTC Vive ein Setup mit deutlich besserer Qualität und Spielspaß für gerade mal 10% des Preises. Da machen Games wie The Climb oder Beatsaber gleich doppelt so viel Spaß.

Aber was bedeutet das für uns als Agentur und für unsere Kunden?

Die Brille fällt durch den geringen Startpreis in eine niedrige Preiskategorie, die sich nicht nur Fachexperten, VR-Fans oder gut situierte Privatpersonen leisten können. Erstmalig bekommt man für einen nicht allzu hohen Preis eine tolle Möglichkeit VR Games zu spielen und Filme zu schauen. Damit hat Facebook mit der Quest 2 die erste qualitativ hochwertige VR Brille für den Consumer Markt geschaffen.

Skan Quest N3

Deswegen könnte die Marktdurchdringung der Brille - nicht zuletzt durch die derzeitige Monopolstellung von Oculus - deutlich höher ausfallen als es bisher bei älteren Modellen der Fall war. Für Brands mit der richtigen Zielgruppe kann es also durchaus relevant sein, den Oculus Store zu bedienen, um so die richtigen User mit einer spannenden und abwechslungsreichen VR Anwendung vom Produkt oder der Dienstleistung zu überzeugen. Denkbar wären dabei Virtual Showrooms, Interior- und Room Designer, Produktkonfiguratoren, (Mini) Games, Live Konzerte und vieles mehr.

Ein gutes Beispiel dafür ist unser Case für SKAN. Für den Marktführer in der Herstellung und dem Vertrieb pharmazeutischer Isolatoren haben wir eine Virtual Reality Learning Tool mit der Oculus Quest realisiert, das unabhängig von Ort und Zeit quasi von Jedem überall genutzt werden kann. Um das Erlebnis so realitätsnah wie möglich zu gestalten, haben wir auf die für VR so typischen Controller verzichtet und stattdessen auf Handtracking-Technologie gesetzt.

Zusätzlich, gerade in Zeiten einer globalen Pandemie, kann es für Unternehmen durchaus interessant sein, die 299$ pro Mitarbeiter zu investieren, um Partnertagungen, wichtige Meetings und Vorträge in der Virtual Reality abzuhalten. Dabei erhalten einige Mitarbeiter eine VR Brille auf postalischem Wege und können so an einem einzigartigen virtuellen Event teilnehmen, sich mit Kollegen und neuen Kontakten austauschen, mit neuen Erlebniswelten interagieren oder spielerisch Networking und Teambuilding erfahren. Der Fantasie sind an dieser Stelle keine Grenzen gesetzt. Die intuitive Interaktion in VR durch Bewegung des Kopfes und Körpers und dem intuitiven Einsatz der Hände, verringert die Onboarding Schwelle enorm im Vergleich zu anderen Online Plattformen, die ähnliche Ziele verfolgen. Gleichzeitig fühlen sich die Erlebnisse deutlich realer und natürlicher an.

Wo Licht ist…

Es stellt sich natürlich noch die Frage, wie Facebook eine so gute Brille deutlich kostengünstiger anbieten kann als die Konkurrenz. Die Antwort darauf ist einfach: Daten. Beim ersten Installieren der Quest 2 merkt man, dass es keine Alternative zum Login mit Facebook gibt. Dies führt im übrigen dazu, dass die Brille in Deutschland derzeit nicht erhältlich ist. Wünschenswert wäre, das Facebook den Login Zwang überdenkt und die Brille auch in Deutschland verkauft. Damit würde die Quest 2 noch eine größere Marktdurchdringung erreichen und zum idealen Consumer VR Headset werden.

Fazit

Auch wenn der Titel des Artikels nach Clickbaiting klingen mag, ist es tatsächlich wahr. Die Quest 2 zeigt durch den sehr geringen Preis und die unglaublich hohe Qualität der Experience, dass Virtual Reality nicht mehr den Hype-Status einer neuen Technologie hat, mit der Fachexperten und Hardcore Gamer rumexperementieren. Das neue Gerät ist ein absolutes Consumer Device, dass die Mainstream Ära für VR einläuten könnte. Ich freue mich schon auf kommende VR Projekte, die wir (Demodern) mit der Brille umsetzen werden. Und bis es soweit ist, zocke ich jetzt noch ne Runde Beatsaber...