Standortmarketing: Wie innovative Technologie Städte und Regionen virtuell zum Leben erweckt
Regionalität liegt im Trend. Somit ist es kaum verwunderlich, dass auch Stadt-, Standort- und regionales Marketing regelrecht boomen. Dabei muten Kampagnen und Aktionen zur Bewerbung kultureller, historischer oder architektonischer Highlights und Besonderheiten einer Stadt oder Region immer digitaler, interaktiver und virtueller an. Die Vorteile und Chancen aufmerksamkeitsstarker Installationen und Mixed-Reality-Maßnahmen für das Standortmarketing beschreibt unser Managing Partner Alex im Gastbeitrag für new business.
Discovery Dock in Hamburg
Ein interaktives Hafenmodell zeigt die Echtzeitdaten des Hamburger Schiffsverkehrs und der Gezeiten der letzten 24 Stunden in Zeitraffer. Mithilfe von Taschenlampen, ausgestattet mit Bewegungssensoren, unterstützen Ausstellungs-Besucher virtuell den Hamburger Zoll bei der Suche nach geschmuggelten Waren. Parallel erleben sie die verborgene Unterwasserwelt der Elbe in einer realistischen 3D-Rekonstruktion – inklusive Tieren, die in Echtzeit auf Interaktionen reagieren. Und so schnappt beispielsweise die Krabbe nach dem Finger des Besuchers, wenn er das Glas des Screens berührt. Was nach Science-Fiction klingt, ist ein Paradebeispiel für modernes Standortmarketing. „Discovery Dock“ heißt die neuartige, interaktive Dauerausstellung im Hamburger Hafen: Verschiedene digitale Installationen, darunter mehrere AR- und VR-Anwendungen, vermitteln auf einem Erlebnispfad spielerisch den Facettenreichtum des Hamburger Hafens.
Standortmarketing: Eintauchen statt nur erfahren
Interaktive Installationen, innovative Terminals oder Mixed-Reality-Maßnahmen gelten als Mittel der Wahl, wenn es darum geht, die Historie einer Stadt oder Region erlebbar zu machen. Gleichzeitig lassen sich packend und unterhaltsam Hintergrundinfos, bisher unzugängliche Inhalte und Fakten transportieren. Speziell im Rahmen von Events oder Jubiläen kommen diese Art Technologien und Anwendungen verstärkt zum Einsatz.
So setzt beispielsweise die Stadt Ulm auf eine VR-Anwendung, um die Historie und Architektur des Ulmer Münsters und der Stadt Touristen wie Einheimischen innovativ näher zu bringen: In einem eigens für die ‚Ulm-VR-Experience‘ angemieteten Raum erkunden Besucher das im Jahr 1890 im Bau befindliche Gebäude aus der Vogelperspektive. Bäuchlings auf einer Fläche liegend, steuert der Nutzer den VR-Flugsimulator mit den Armen als Flügel. Ein integrierter Ventilator passt den Luftstrom je nach Fluggeschwindigkeit an und macht die Anwendung dadurch noch realistischer. Die VR-Technologie zeigt hier nicht nur, was heute bereits möglich ist, sondern auch, wie wirksam und relevant sie gegenüber anderen Medien ist. Eine solch immersive Experience lässt sich über andere Kanäle kaum erreichen.
Auch TimeRide Köln, eine VR-Anwendung am Kölner Altermarkt, stellt ein gelungenes Beispiele für den erfolgreichen Einsatz innovativer Technologien im Rahmen regionaler Kommunikation dar. Bei dieser VR-Maßnahme unternehmen Nutzer im Nachbau einer historischen Straßenbahn eine Rundfahrt durch die Kölner Altstadt zur Kaiserzeit – natürlich rein virtuell. Oder die VR-App “Nefertari: Journey to Eternity”, die den Nutzer in eines der detailliertesten Denkmäler der ägyptischen Kultur entführt. Dank 3D-Scan ist die Grabkammer von Königin Nefertari sogar begehbar und hat gleichzeitig eine fotorealistische visuelle Qualität im 1:1 Maßstab.
Virtuelle Teilhabe an Bauprojekten
Junge Menschen sind dank Social Media heutzutage immer besser informiert – auch darüber, was in ihren Städten oder Kommunen passiert und geplant ist. Und sie wollen mitbestimmen, beispielsweise wenn es um wichtige regionale Bau- und Sanierungsvorhaben und städtebauliche Maßnahmen geht. Da sich mit Virtual- oder Augmented Reality insbesondere Räume und Plätze visualisieren, sowie wirksame und eindrucksvolle Inszenierungen erzielen lassen, sind diese Art Anwendungen gerade bei Bauprojekten oder architektonischen Eingriffen beispielsweise in das Straßenbild besonders effektiv. Wie ein solches Vorhaben in der Praxis aussieht, zeigt eine interaktive Installation aus dem schwedischen Lappland: Eine expandierende Eisenerzmine zwingt einen Teil einer arktischen Kleinstadt zu einem Komplettumzug. Ein kostspieliges Projekt, das fast zwei Jahrzehnte dauert. Um die Entwürfe für den Umzug vorab mit der Öffentlichkeit zu teilen und ihr Feedback einzuholen, entwickelte eine schwedische Beratungsfirma ein virtuell begehbares Modell der Stadt. So erfahren die Bürger, wie ihre Stadt künftig aussehen wird und können sich in die städtebauliche Diskussion einmischen.
Technologie meets Storytelling
Ob und inwiefern es Sinn ergibt, beim Standort-, Stadt- oder Regio-Marketing auf innovative Anwendungen und Konzepte zu setzen, hängt primär vom Nutzungsszenario und von der zu erzählenden Geschichte ab. Insbesondere wenn es darum geht, wirkungsvolle Experiences, immersive Erlebnisse oder außergewöhnliche Inszenierungen zu kreieren, sind Mixed Reality-Technologien nahezu alternativlos. Denn sie ermöglichen Nutzern eine außergewöhnliche Erfahrung und das Eintauchen in Fakten und Informationen, die bisher eher statisch und damit wenig unterhaltsam vermittelt wurden. Neben der reinen Visualisierung des Geschehens ist auch das Storytelling innerhalb derartiger Anwendungen essentiell, damit der User spielerisch oder narrativ Teil der Handlung wird. In Anlehnung an den Gaming-Sektor gelingt es so, den Unterhaltungswert und die Aufenthaltsdauer des Nutzers in der Anwendung zu steigern. Und das nicht nur vor Ort: Mit der heimischen Nutzung von VR-Hardware lässt sich künftig beispielweise vor der geplanten Reise eine Sehenswürdigkeit schon virtuell anschauen, um daraufhin die Planungen oder Buchungen durchzuführen. Dank der rasanten Weiterentwicklung neuer Technologien, schnellerer und graphisch optimierter Hardware und mobilem 5G-Datennetz sind den Möglichkeiten für virtuelles und interaktives Standort- und Regio-Marketing künftig nahezu keine Grenzen gesetzt.