How we failed to write our blog entry
Wie der Versuch in einer Spielhölle Best Practice Beispiele für gute User Experience zu finden kläglich scheiterte.
Ihr da draussen wisst es wahrscheinlich nicht, aber wir haben hier intern einen kleinen Wettbewerb laufen. Regelmäßig losen wir Teams, die die Aufgabe haben zu einer bestimmten Zeit einen Artikel zu schreiben. Als wäre das neben laufenden Projekten allein nicht schon schwierig genug, ist sogar noch jemand auf die Idee gekommen, das Thema vorzugeben. "WTF!" Was macht man also als junges, hippes Kreativ-Team? Man versucht auf Biegen und Brechen eine Mörderidee rauszuhauen. Wenn dann aber die Deadline naht, gibt es niemanden mehr der lacht. Denn es ist Zahltag! Und wir? Wir haben gezahlt und haben es verkackt!
Dabei fing alles lustig an, mit ein paar Weizen und schrägen Ideen. Was, wenn wir mal so richtig investigativ recherchieren? Etwas, was von uns noch keiner gemacht hat! Vielleicht etwas, was wir selbst noch nicht kennen? So eine Art Jenke-von-Wilmsdorff Selbstexperiment. Au ja! Ab in den Puff! Nein, Ab in den Knast! Hm, ne, ab … ab, ich hab’s! Ab in die Spielhölle nebenan, wo man eigentlich immer mal rein wollte - aber nie drin war!!! Yolo! Wir sind so crazy. Voll mal erkunden, was das so ausmacht, so Joy-Of-Use und Conversion Best Practice, UX, Animation in your face mässig.. und anderes sammeln und so!
... Aber noch einmal von Vorn.
Es ist Freitag Mittag 12:43. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, um die Mittagspause einzuleiten. Doch anstelle in der Sonne bei uns gegenüber im Café etwas leckeres zu bestellen, vernehmen wir das Geräusch einer zwei Euromünze wie sie in einen Automaten rasselt. Zu dritt sitzen wir im Fairgame Casino auf der Venloer Straße. Hinter uns, in dem trostlosen und dunklen Ambiente steht eine Mann, in seiner Erscheinung eine fragwürdige Person, der gleich vier der sechs Spielautomaten fest im Blick hat. Die fast schon unangenehme Atmosphäre wird nur noch durch den Geruch und die Stimme einer Frau hinter einem Tresen überboten die uns deutlich macht, das Freundlichkeit sowie die Antwort auf unsere Fragen hier nicht zu finden sind.
Als wir in den Laden kamen, war augenscheinlich keiner der Automaten besetzt. Unser Gedanke: „Toll gleich an den ersten ran“, wurde von der Frau hinter dem Tresen schnell zu nicht gemacht. „Der ist besetzt“ heißt es abgehackt in einem unfreundlichen Ton. Uns, als Laie fiel es in der Tat nicht auf, das der fragwürdige Mann vier der sechs Automaten versuchte zu beherrschen. Sukzessive fütterte er die Automaten mit kleinen Münzen die das Spiel für sich alleine spielten. Klar, warum sollte man auch das Spiel des Spielen willens spielen?! Der Autostart-Knopf sowie ein gruseliges Gameplay zerschmettern diesen Gedanken. Also geht es wirklich nur um die trostlose Hoffnung, auf die Schnelle etwas Geld zu machen?
Doch nach einer kurzen Zeit gelingt es uns, selber erste Erfahrungen zu sammeln. In einem günstigen Moment schleichen wir uns dazwischen und bespielen gleichzeitig drei, der im Casino verfügbaren Automaten. Parallel testeten wir großartige Klassiker wie „Grand Roulette Deluxe“, „Fruit Blaster“ und „Dolphins Perl Deluxe“. Die magere Anordnung der Buttons unterhalb eines aus UX-Sicht gruselig gestalteten Touchscreens überforderte uns allerdings schon. Bei Interaktionsflächen mit der Aufschrift "Mystery Chance" wünscht man sich doch schnell den einarmigen Banditen zurück? Aber vielleicht ist das grade das Ziel, hätten wir es sofort verstanden wäre unser erster Tastendruck vermutlich nicht auf Risiko gelandet, mit dem unmittelbaren Verlust der ersten 100 Punkte. Viel hört es sich an, doch die zwei Euro welche wir zu erst in den Automatisch geworfen habe wurden automatisch zu 200 virtuelle Punkten verhundertfacht. Das macht Sinn, denn wer will schon um einen Punkt spielen. 100 oder 1.000 müssen es sein, Zahlen die sich nach viel anhören.
Aber zurück zu unserer Aufgabe. Zu einer Essenz müssen wir kommen, ein Resümee finden, das unseren Lesern, unserem Team und dem Blog gerecht wird, oder soll es doch nur bei dem guten Willen für den Versuch bleiben? Doch was kann das Fazit von einem Casino sein das schon von weitem lockt, aber mit was ... mit nichts?
Der Plan in einem Casino bei uns um die Ecke eine inspirierende User Experience zu finden scheint also wirklich schon zerschlagen? Zusammen bringen wir gute 50 Jahre digitale sowie kommunikative Erfahrung mit. Doch die Spielprinzipien oder die erwartete Euphorie konnten wir werden verstehen noch finden.
In der Tat stellt sich in der heutigen Zeit, in der es auf jedem Device großartige Spiele gibt, die durch ihre Grafik, ihr Gameplay oder das Konzept überzeugen, wie sich so ein Laden überhaupt noch halten kann. Denn auch ist es nicht die Atmosphäre, die den Spielspaß aufbaut - zumindest nicht hier. Mit Nichten, versprüht sie den Charme, welchen man in seinem inneren Auge sieht, wenn man an Casinos denkt: Las Vegas oder Macao - pompöse Bauten, Glamour und laute Musik. Was also ist es? Am Ende doch nur die Sucht? Wir können es weder verstehen noch beantworten. So einfach ist es. Dezent verkackt!
Kein Glück, kein Spass, kein Ru(h)m - es gibt da draussen anscheinend Parallelgesellschaften des digitalen Wandels, die mit Joy of Use und Conversion allein nicht erklärbar sind.
Wir fühlen uns ein bisschen wie der Zuschauer vor den Fernseher, wenn Kalkkofe und Rütten die „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ präsentieren (http://www.tele5.de/a-z/schlefaz/home.html). Ungewollt finden sich hier dutzende Filme wieder, deren Absicht es niemals gewesen ist, auch als solcher zu enden. Und doch hat es diesen Filmen durch das neue Format einen neuen Charme, einen eigenen Kult geschenkt. Dennoch wird einem unweigerlich bewusst, wie schwer es eigentlich ist, gute Filme zu produzieren, die wir so selbstverständlich aus Sicht des Kinosessels betrachten.
Umso wichtiger scheint uns als Digitalagentur, nach diesem kurzen Intermezzo, das was wir jeden Tag aufs Neue machen. Mit einem Team von 30 digitalen Kreativen recherchieren, überwinden, motivieren, experimentieren und spielen wir jeden Tag aufs Neue. Weil wir Spaß haben, an dem, was wir tun und uns vor dem gruseln, was wir hier "erlebt" haben.
Und weiter geht's,
Liebe Grüße vom Team JFK - Jan, Flo, Kris!