Unser neues Baby: Caseture
In den letzten Monaten haben wir unser Interesse für Off-Browser Kommunikation ein wenig ausgedehnt und mit gestenbasierter Interaktion experimentiert. Aus verschiedenen Ansätzen und Herausforderungen entstand ein hauseigenes Projekt, das Elemente wie Technologie, Experience Design und Produkt Kommunikation nahtlos und möglichst spannend vereinen sollte.
"A motion of the body that contains information. Waving goodbye is a gesture", so definieren Kurtenbach und Hulteen den Begriff der Geste. Tatsächlich rufen auch Produkte gewisse Emotionen hervor. Von diesem Standpunkt ausgehend, haben wir die Wechselwirkung von Mensch-Produkt-Interaktionen erforscht. Entsprechend unserer Ergebnisse haben wir 7 Interaktionen festgestellt, die als Basis unseres Konzepts und des Designprozesses dienen sollten: Discoverer, Approacher, Explorer, Customiser, Experiencer, Reacher und Player.
7 Interaktionen
Jede einzelne Interaktion verkörpert mit ihrer Geste und den zugehörigen Emotionen, die sie hervorbringt, eine Phase der Geschichte. Es findet somit ein bestimmter Dialog zwischen User und Bildschirm (resp. Produkt) statt.
Emotionen beschreiben das Kernelement des Designprozesses unseres Experiments. Zusammenfassend beginnt unsere Storyline zur Mensch-Produkt-Inspiration mit der (1) Überraschung über etwas, das unerwartet seine Aufmerksamkeit auf sich zieht und seine Entdeckung provoziert. Daraufhin folgt der Aspekt der (2) Verwunderung, die dazu führt, dass sich der Nutzer dem Produkt langsam nähert. Es steigt das (3) Interesse, mehr über das Produkt zu erfahren, bis sich der Zustand schließlich in (4) Begierde umwandelt. Die Vorstellungskraft wird stimuliert und steigert das Verlangen. Es wird eine gewisse Verbindung zum Produkt aufgebaut, es wird imaginär ausprobiert und ein möglicher Nutzen vorhergesehen – die Phase der (5) Bewunderung tritt ein. Der Prozess wird natürlich durch das (6) Streben nach dem Produkt weiterfolgt und endet letztlich durch das (7) Erlangen des Produkts mit der Phase der Zufriedenstellung.
Progressives Framework
Caseture richtet seinen Blick auf das Potential neuartiger Produkt- und Servicekommunikation. Es verkörpert die verschiedenen Ansätze, wie Produkte und Erlebnisse als emotionale Stimuli eingesetzt werden können. Die gestenbasierenden Interaktionen, die Caseture hervorruft, stehen beispielhaft für Lösungsansätze, die für viele unterschiedliche Kontexte passend sein können und sowohl Nutzer, als auch Brand einen Mehrwert verleihen.
Caseture wurde designed, um als Basis für verschiedene Konzepte zu dienen - deren Umfang nahezu grenzenlos erscheint. Der Rahmen dieses Experiments kann sowohl eine Brand, ein Produkt, ein Service oder ein unabhängiges Erlebnis sein. Es ist flexibel und adaptierbar für einen oder sogar mehrere Nutzer. Während einige Interaktionselemente vorrangig eine Person ansprechen (Customiser), erlauben andere Modelle ein kollektives Erlebnis für mehrere Nutzer (Player).
Die visuelle Sprache von Caseture ist minimalistischer Natur. Auf diese Weise bilden Produkt und Service als zentrale Elemente des Erlebnisses sowie die Interaktion den Schwerpunkt. Das Design und Branding von Caseture ist unterschwellig und soll zur direkten Interaktion motivieren.
Die Einfachheit der Icons und der grafischen Elemente reflektieren die Einfachheit der Gesten und Interaktionen.
Technische Aspekte
Caseture wurde mit Hilfe von Unity entwickelt – einer Plattform, die als Basis für Computerspiele und interaktive Erlebnisse benutzt wird. Wir arbeiteten mit einer Full-HD Auflösung bei 60fps, um das gewünschte High-End Ergebnis zu erreichen, die wir uns als Ziel gesetzt haben. Das Projekt beinhaltet die Integration von 3D Objekten, Animationen, Timelines und Videos, die von unterschiedlichen Lernkurven und Erfahrungswerten begleitet wurden.
Im Vergleich zu anderen Technologien nutzen wir in unserem Modell den Vorteil der Vielschichtigkeit. Neben der Ganzkörpererkennung auf weiten Distanzen, lassen sich auch Hände erkennen, die sehr nah am Display (etwa 1 Meter) bewegt werden. Somit können Personen direkt vor der Installation interagieren, oder auch in der Umgebung getracked werden.
Für Caseture haben wir 3 Arten der Gestenerkennung angewandt:
- Position und Geschwindigkeit des Körpers
- Position der Hand in Relation zum Körper
- Head Position Tracking
Mittels dieser Information lassen sich Handbewegungen wie Wischen, Ziehen, Zeigen und Drücken erkennen.
Der Unity 5 Standard Shader und Real Time Global Illumination halfen uns das Interaction Design zu perfektionieren. Zusätzlich zu Unity's Standard Feature Set, haben wir einen Custom Shader für „Experiencer" sowie auch eine effiziente multicore Cloth Simulation für „Discoverer" und „Player" entwickelt. Fusion und Unity kommunizieren über eine Schnittstelle, die mit Google's High Performance Protocol Buffer implementiert wurde und über Websockets laufen.
Mit der Initialisierung des Projekts Caseture haben wir versucht die Grenzen innovativer, digitaler Erlebnisse neu zu definieren und die Diskussion rund um gestenbasierende Interaktionen anzuregen. Während wir weiterhin experimentieren, erlaubt unser Framework bereits nahezu grenzenlose Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Fälle.