Leap Motion Review
Da wir Installationen und Kiosk-Anwendungen entwickeln, ist für uns jede neue Technologie wie in diesem Fall die Gestensteuerung sehr interessant und muss für den tatsächlichen Gebrauch und gegen andere Gadgets, wie die Kinect verglichen und evaluiert werden. Vor allem für Installationen im öffentlichen Raum ist die Gestensteuerung sehr nützlich, da ein Touchscreen immer in Reichweite des Users platziert sein muss, und aufgrund der Hygiene auch eine Hürde für viele Nutzer darstellt.
Grundsätzlich kann man zunächst sagen, dass der Leap Motion-Controller mit einem Preis von 99€ recht günstig ist. Nach einer problemlosen und unkomplizierten Installation steht er bereit und man kann mit der mitgelieferten Software den Controller testen. Hier bemerkt man direkt, dass die ideale Positionierung des Controllers etwas eigen ist und beim Einsatz beachtet werden muss. Der Controller muss vor dem Display oder Rechner positioniert sein, sodass Hände oder Finger über dem Infrarotsender erfasst werden können. Dieses Setup alleine kann schon Grund genug sein sich gegen den Controller zu entscheiden, da man ggf. nicht diese Ausgangsitiation für den geplanten Usecase erfüllen kann.
Reaktionszeit & Verhalten
Die Reaktionszeit des Controllers war in unseren Tests recht gut. Die Genauigkeit des Controllers ist allerdings nicht so granular wie wir es uns gewünscht hätten. Zwei Finger werden schnell als nur ein Finger erkannt, wodurch feinmotorische Bewegungen nicht wirklich erkannt werden können. Auch übereinanderliegende Hände oder Finger werden nicht richtig erkannt, wodurch man doch recht schnell zu einer eher unnatürlichen Handhaltung gezwungen wird. Die mitgelieferten Anwendungen sind recht verspielt und auch hier bemerkt man schnell die Grenzen des Controllers. Anwendungen, in denen eher gröbere Eingaben wie „Hand geöffnet“ oder „geschlossen“ oder die vertikale Position der Handflächen genutzt werden, funktionieren recht gut und machen auch auf Anhieb Spaß. Anwendungen, die auf Feinmotorik basieren, wie das Greifen von Objekten oder punktgenaues Bearbeiten führen hingegen doch recht schnell zu Frustration.
Leap Motion & Unity3D
Wir haben den Controller auch im Zusammenspiel mit Unity3D getestet. Hier gibt es einige Beispiele und eine entsprechende Library, um die gewünschten Gesten etc. abzufragen. Die SDK kann direkt aus dem Unity Asset Store heruntergeladen und in das eigene Projekt importiert werden. Wichtig hierbei ist, dass die SDK nur mit Unity3D ab Version 4.3.2 funktioniert https://www.assetstore.unity3d.com/en/#!/content/15677.
Eines der Beispiele aus der Library zeigt in welchem Usecase der Controller recht gut funktioneirt. Hier steuert man ein Raumschiff über eine Stadtlandschaft. Die Steuerung fühlt sich direkt sehr gut an, da man hier mittels der vertikalen Position der Hände und deren Winkel das Fluggerät über die Landschaft navigiert. https://bitbucket.org/pohung/leapflying/
Fazit:
Für uns ist der Controller als Eingabesteuerung im Produktionsbereich noch nicht wirklich einsetzbar. Die Positionierung des Controllers ist sehr exotisch und für Applikationen, die auf feinmotorischen Eingaben basieren, ist der Controller noch zu ungenau. Sowohl das Setup als auch die Anwendung muss schon sehr genau auf die Bedingungen des Leaps passen. Trotzdem ist es ein nützliches Tool, um Prototypen für gestengesteuerte Anwendungen zu erstellen oder entsprechende Usecases gegenzuprüfen. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass, sobald nächste Versionen (bspw. die neue Kinect) stabiler und genauer sind, die Nutzung von Motion Control für einige Usecases große Vorteile bieten und die Eingabe am Touchscreen sinnvoll ersetzen wird. Die Applikation könnte bspw. adaptiv vom User gewohnte Bewegungen als Eingabe erlernen, sodass der Nutzer selbst definieren kann, wie die Bewegung für bestimmte Eingaben aussehen soll.