Caseture
Caseture ist ein in-house Projekt, welches wir erschaffen haben um das Potential - aber auch die Grenzen - gestengesteuerter Interaktion auszuloten. Kern dieses Projektes sind 7 individuelle Interaktionen, die innerhalb eines high-tech frameworks auf einer lebensgroßen Bildschirminstallation in Full-HD laufen. Sämtliche Interaktionen sind ein Zusammenspiel aus Technologie, Design, Nutzerführung und Produktkommunikation.
Mit echten Gesten steuern
In den letzten Monaten haben wir unser Interesse für Off-Browser Kommunikation weiter ausgedehnt und mit gestenbasierter Interaktion experimentiert. Eines unserer ersten Ziele war es Anwendungen zu erschaffen, die den Nutzer nicht dazu zwingen ungewollte oder gar peinliche Interaktionen vor einem Screen machen zu müssen. Wir orientierten uns daher an natürlichen Bewegungen und Verhaltensmustern von Menschen, um die Erlebnisse so intuitiv und angenehm wie möglich zu gestalten.

Faszination in einer Box
Ein großer Teil der Faszination für digitale Installationen liegt in der nicht offensichtlichen Technik. Menschen interagieren, spielen - jedoch ohne Mouse oder Tastatur. Anwendungen bekommen plötzlich eine persönliche Nähe, denn nicht mehr der Computer steuert den Bildschirm, sondern dein eigener Körper.
Caseture wurde so gebaut, dass es sich, je nach Anforderung, den Ideen flexibel anpassen kann. So kann es beliebig für eine bestimmte Marke, Produkt, Service aber auch unabhängige Konzepte angepasst werden. Die Möglichkeiten erscheinen grenzenlos. Das bezieht auch die Nutzer ein. Während einige Interaktionselemente vorrangig einzelne Personen ansprechen (Customiser), erlauben andere Modelle ein kollektives Erlebnis für mehrere Nutzer (Player).

Die 7 Interaktionen
Donald Normans 'Seven stages of action' diente als Inspiration für unser Projekt. In Kurzform geht es um die Theorie, dass jede Handlung 7 Stufen durchläuft. Es beginnt mit (1) Überraschung oder Interesse, etwas bekommt meine Aufmerksamkeit und Neugierde. (2) Man fängt an das Produkt/Ziel zu durchleuchten und zu hinterfragen (3) Das Interesse steigt und man möchte mehr darüber erfahren. (4) Ich fange an es zu testen, anprobieren oder ggf. zu individualisieren (5) Es entwickelt sich eine Begehrlichkeit, gefolgt von dem Gefühl das Produkt/Aktion (6) besitzen/steuern zu wollen und schliesst ab mit (7) dem tatsächlichen Erhalten und der Freude am Besitz oder der Interaktion.

Die visuelle Sprache von Caseture ist minimalistisch. Dadurch stellen wir das Produkt und die Interaktion in den Vordergrund und nicht die Applikation als solche. Dennoch ist das Design und Branding nicht unauffällig, allerdings sind Farbflächen und Kontraste integrierte Elemente der Anwendung und nicht deren Verpackung. Die visuell abstrahierte Sprache des Icons symbolisieren die Einfachheit der Gesten und Interaktionen.
1. Discoverer
Eine durchweg intuitive Interaktion, ist die Kopie natürlicher Bewegungen, wie z.B. das Vorbeilaufen. ‘Discoverer’ nutzt den Effekt über einen Vorhang, der sich bewegt, sobald Passanten vorbeigehen. Das dahinter liegende Produkt wird kurzzeitig enthüllt und soll Neugierde wecken. Durch leichte Bewegungen mit der Hand kann der Vorhang weiter enthüllt werden. Der Umgang mit der Anwendung verläuft spielerisch, es gibt keine falschen Bewegungen.
2. Approacher
‘Approacher’ zeigt welches Potential in neuen Interaktionsformen liegen kann. Ein Bewegungs-tracker analysiert die Positionen des Nutzers vor dem Display und spiegelt diese in Form von unterschiedlichen Positionen eines parallel laufenden Videos. Je näher man kommt, desto näher kommt auch das Model. Weitere Gesten sind für die Interaktion nicht mehr notwendig.
3. Explorer
Digitale Produktpräsentationen machen oft nur dann Sinn, wenn man die kopiert-reale Darstellung um Mehrwerte erweitern kann. Bei 'Explorer' kann der Nutzer das Produkt nicht nur sehr einfach in unterschiedlichste Blickwinkel drehen, durch eine einfache Handbewegung in der Tiefe kann er zudem auch die Ansicht um eine Explosionsdarstellung erweitern. Solche Anwendungen zeigen uns, dass gelernte Touch-Interaktionen wie z.B. das "Pinchen" in der Gestensteuerung abgelöst werden.
4. Customizer
Bei 'Customizer' nutzen wir eine Interaktion, die analog zu dem auf Touchscreens bekannten "Swipen" funktioniert. Allerdings mit einer in Raum geschehenden Wisch-Bewegung. Damit nicht jede beliebige Bewegung das Tauschen der Elemente auslöst, erkennt unsere Tracking-Software die Hand als ein sich bewegendes Objekt vor der Körperposition und kann so die bewusste Interaktion identifizieren.
5. Experiencer
'Experiencer' ist eine interaktive Stereo-sound Installation, die sich von der Position des Users steuern lässt. Dabei wechselt allerdings nicht nur der Stereo-Ton in den Kopfhörern, sondern je nach Standposition kann man unterschiedliche Instrumente und Tonspuren in der Musik aktivieren. Das führt zu einem faszinierend neuen 3D Erlebnis.
6. Reacher
'Reacher' widmet sich der Interaktion mit Karten oder Wegfindern im öffentlichen Raum. Durch das simple Zeigen in eine Richtung oder auf einen Punkt navigiert man intuitiv durch die Szenerie und findet so die richtigen Orte oder Wege. Das Zurückziehen der Hand stoppt die Bewegung, bzw. lässt den Nutzer ab einem gewissen Grad wieder rückwärts gehen. (Kleine Hintergrund-Info: Mit der Schneelandschaft skizzieren wir den use case eines Skifahrers, der so nicht nur einen besseren räumlichen Eindruck des Skigebietes bekommen würde, sondern dafür noch nicht einmal seine Handschuhe ausziehen müsste.)
7. Player
'Player' nimmt jede räumliche Bewegung vor seinem Display wahr und spiegelt diese in einer 1:1 Übertragung auf das Display. Die sofortige und erkennbare Rückmeldung, das Ausprobieren, die erstaunlichen Darstellungen und der leichte Umgang zieht einen ab der ersten Bewegung in den Bann. Aber nicht nur die Präzision der Darstellung verblüfft. Da die Interaktion mit dem eigenen Körper Teil der Applikation wird, verwischt diese spielerische Installation unmerklich die Grenzen zwischen Computer und Mensch.
Technischer Hintergrund
Caseture wurde auf Unity, einer Entwicklungsplattform für Spiele und interaktive Applikationen, entwickelt. Für ein möglichst qualitativ hochwertiges und hoch aufgelöstes Ergebnis, arbeiteten wir auf 60 FPS mit Full-HD Auflösung. Das Projekt beinhaltet auch die Integration von 3-D Objekten, Animationen und Filmen - allerdings begleitet von unterschiedlichsten Lernkurven. (Bei Bedarf fragt gerne mal detaillierter nach) Die Box selber ist mit nur einer 3D Kamera ausgerüstet, könnte aber auch auf mehreren aufgestockt werden.
Let's push things forward
Mit Caseture entdecken wir neue Möglichkeiten und Grenzen digitaler Interaktionen. Und in dem wir unsere Ergebnisse teilen, freuen wir uns über jeden Dialog und jedes Feedback dazu. Wir arbeiten jetzt auch schon weiter an neuen Ideen und anstehenden Iterationen. Jeder ist herzlich eingeladen, sich ebenfalls daran zu beteiligen.